Etwa in der Mitte der Eisenbahnstrecke, die Nova Gorica und Sežana verbindet, befindet sich der Bahnhof Štanjel, der im Jahr 1906 erbaut und am 19. Juli 1906 für den Verkehr eröffnet wurde. Der Bahnhof, der damals Sv. Danijel - Kobdilj hieß, befand sich an der sogenannten „Karstbahnlinie“, die ein Teil der „Bohinjer Bahnlinie“ war. Waren Sie hier jemals mit dem Zug unterwegs, dann ist Ihnen vielleicht aufgefallen, dass die Bahnhöfe an der Strecke sehr ähnlich aussehen. An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert wurden hier drei größere und 14 kleinere Bahnstationen im Rahmen desselben Projekts errichtet. Der Bahnhof Štanjel, der im Stil der österreichischen Alpenarchitektur erbaut wurde, unterscheidet sich von den anderen Bahnhöfen durch die gusseisernen Metallsäulen, die das Bahnsteigvordach tragen. Sie wurden im Atelier des Wiener Architekten Otto Wagner entworfen, und die gleichen Säulen zieren auch die Vordächer des Wiener Stadtbahnhofs.
Otto Wagner, der damals der berühmteste Architekt Wiens war, erhielt im Jahr 1896 den Auftrag für den Bau einer fast 40 km langen Stadtbahn. Das gesamte Wiener Stadtbahnnetz wurde zwischen 1896 und 1901 im Wiener Jugendstil entworfen und errichtet. In seinem Team von 70 Mitarbeitern waren u. a. auch die Architekten Maks Fabiani und Jože Plečnik.
Am Bahnhof Štanjel befinden sich fünf Wagner-Säulen. Sie wurden aus Gusseisen in der Wiener Eisengießerei, der Aktiengesellschaft Rudolph Philip Waagner, hergestellt. Der Name der Eisengießerei ist auch auf allen fünf Säulen am Bahnhof Štanjel eingraviert. Die Säulen sind etwa 3,2 Meter hoch und haben in einer Höhe von einem Meter drei ausgeprägte Einfassungen. Eine davon ist nur dekorativ, auf den beiden anderen gab es früher Klammern für die Befestigung von Ablaufrinnen. Oben auf den Säulen sind eine stilisierte Blume und ein Kapitell mit Verzierungen zu sehen.
Wagner-Säulen wurden nur an den größeren Bahnhöfen aufgestellt, wie z. B. in Jesenice, Gorizia und an zwei Bahnhöfen in Triest: dem Bahnhof Rocol in der Vorstadt und dem Hauptbahnhof. Im Jahr 1905 wurden neun solche Säulen auch am Gebäude des Bahnhofs Šiška in Ljubljana aufgestellt. Heute findet die Wagner-Säulen weder am Bahnhof in Gorizia, wo sie nach dem Krieg, als der Bahnhof abgerissen wurde, durch italienische gusseiserne Säulen ersetzt wurden, noch am Bahnhof in Jesenice, der ebenfalls im Krieg zerstört wurde. Somit ist der Bahnhof Štanjel heute der einzige Bahnhof mit noch erhaltenen Wagner-Säulen auf dem slowenischen Teil der Bahnstrecke zwischen Jesenice und Triest.
Im Jahr 1906 zierten die Wagner-Säulen keinen der Bahnhöfe an der Bahnstrecke Jesenice-Trst. Der Plan für den Umbau des Bahnhofs Štanjel aus dem Jahr 1936, auf dem die Stützpfeiler aus Holz eingezeichnet sind, bezeugt, dass bis zu diesem Zeitpunkt die Stützpfeiler für das Vordach des Bahnhofs Štanjel, so wie auch bei anderen Bahnhöfen, aus Holz waren. Am Ende des Zweiten Weltkriegs gab es am Bahnhof keine Dächer und Vordächer. Der Wiederaufbau des Bahnhofs wurde erst nach dem Anschluss der Zone A an Jugoslawien abgeschlossen. Im Archiv des Unternehmens Slovenske železnice, d.o.o. gibt es auch einen Entwurf für das neue Bahnsteigvordach des Bahnhofs Štanjel aus dem Jahr 1953, auf dem ebenfalls Holzsäulen eingezeichnet sind. Die Frage, wann der Bahnhof Štanjel mit den Wagner-Säulen versehen wurde, bleibt immer noch unbeantwortet. Eine der denkbaren Möglichkeiten ist, dass sie vom abgerissenen Bahnhof in Jesenice hierher gebracht wurden.
Die Eisenbahnstrecke Jesenice-Triest wurde ebenso wie der Bahnhof Štanjel am 19. Juli 1906 eröffnet. Der erste Zug, der auf der Bahnstrecke fuhr, war der habsburgische Hofzug, in dem auch der habsburgische Thronfolger Franz Ferdinand war. Der Zug hielt auf seiner Fahrt nur dreimal, und zwar in Bohinjska Bistrica, Rihemberk (Branik) und in Štanjel.
Auf dem Bahnhof Štanjel stand bis zum Jahr 2016 auch die Lokomotive DBR 52, die bis zur Einstellung des Dampfantriebs im Jahr 1978 in Betrieb war. Heute ist die Lokomotive im Park der Militärgeschichte Pivka zur Schau gestellt.