St.-Johann-Kränze zu flechten und am Johannistag vor der Haustür aufzuhängen, ist typisch für die Dörfer im Karst. Diese Tradition stammt aus heidnischen Zeiten und basiert auf dem Volksglauben, dass gepflückte Pflanzen eine besondere Kraft haben, die Menschen und Häuser vor Unglück schützt.
Der Brauch verbreitete sich im gesamten Karst bis zum Zweiten Weltkrieg. Er wurde vor mehr als einem Jahrzehnt in Štanjel wiederbelebt. Dieser alte Brauch ist in das Register des lebendigen Kulturerbes eingetragen, da er eine Verbindung zur Natur herstellt und Kreativität fördert.
Am Sonntag vor dem Namenstag des Hl. Johannes, dem 24. Juni, wird in Štanjel ein Kranzworkshop für alle organisiert, die diese Kunst erlernen möchten. Am Johannistag hängen die Dorfbewohner die Kränze an ihre Haustüren, wo sie das ganze Jahr über hängen. Dann verbrennen sie diese in einem Lagerfeuer und hängen neue auf.
Diese Kränze sollen das Haus vor bösen Mächten sowie vor Hagel und Schlangen schützen. Wenn sich ein schwerer Sturm dem Dorf näherte, warfen die Menschen ein paar Blumen aus dem Kranz ins Feuer, um sie vor Gefahren zu bewahren.
Von großer Bedeutung ist auch die Auswahl der zum Kranz verwobenen Pflanzen. Die wichtigste Pflanze ist der Scharfe Mauerpfeffer bzw. die Scharfe Fetthenne. Ein Kranz aus kleinen gelben Blüten ist ein wahres Kunstwerk. Die Herstellung eines solchen Kranzes kann mehrere Stunden dauern, weshalb Frauen heute auch andere Wildblumen verwenden.
Sorgfältig gewebte Kränze, die gemeinsam in der Werkstatt hergestellt werden, werden an die Türen der Häuser gehängt, wo sie bis zum nächsten Johannistag hängen bleiben.